Durch Lust zur Erleuchtung = Tantra
Das Erwecken der Kundalinidrüse und das Leben und Arbeiten mit der Kundalini-Kraft wird auch „Tantra“ genannt.
Auf dem Büchermarkt werden ehrwürdige alte Texte übersetzt angeboten neben Tantrabüchern, die letztlich mit viel Wortgeklingel nur eine nette Sexvariante anbieten. Zum Thema Kundalini wird wenig brauchbares oder nichts geschrieben.
Es gibt hindustisches und buddhistisches Tantra. Diese Schriften sind durch die Jahrhunderte / Jahrtausende sehr umfangreich mit zum Teil sehr komplizierten Ausarbeitungen.
Auch die unterschiedlichen „wörtlichen“ Übersetzungen des Wortes Tantra: „Erweiterungs-Instrument, weben, Faden“ bringen uns momentan nicht weiter.
Deshalb habe ich versucht, den Grundgedanken des Tantra in einfache, zeitgemäße Worte zu fassen.
Der Einfachheit halber spreche ich von „schwarzem, weißem und rotem Tantra.
1. Schwarzes Tantra
Beim „schwarzen“ Tantra ist das Ziel das Verströmen des Samens bzw. der Orgasmus auf dem Gipfel der sexuellen Lust.
Das ist die Praxis, das Wissen und das Können der vielen Millionen Liebespaare auf dieser Erde.
Aber nachdem eine Reihe schöner, lustvoller Zusammenkünfte stattgefunden haben, lässt irgendwann der Reiz des sexuellen Beisammenseins nach. Die Beziehung wird
- entweder beendet oder
- mündet in lusttötender Routine oder wird
- durch Schwangerschaft oder
- eine Schicksalswendung verändert.
Das ist die Praxis, das Wissen und das Können der vielen Millionen Liebespaare auf dieser Erde.
Dass es über diese immer nur kurze sexuelle Erregung noch mehr geben kann, ist weitgehendest unbekannt. Denn es gibt keine Liebes-Schulen, die das lehren könnten.
Durch dieses Unwissenheit auf dem Gebiet der „Liebe“ entsteht unendlich viel Leid zwischen den Menschen.
Das „schwarze“ Tantra ist deshalb „schwarz“, weil es die Unwissenheit symbolisiert.
Der Orgasmus und der Same werden nur für die geringe kleine Zeit der sexuellen Erregung genutzt. Im Sinne der spirituellen Entwicklung wird die sexuelle Kraft verschleudert.
Ausnahme: bewusste Kindzeugung.
2. Weißes Tantra
Beim „weißen“ Tantra gibt es keine sexuelle Berührung. Allein durch Meditation und Konzentration wird die sexuelle Kraft in spirituelle Kraft umgeformt und bewegt sich reinigend durch den Körper bis zu den Lustzentren im Gehirn.
Da es beim „weißen“ Tantra keine sexuelle Berührung gibt, dennoch aber die sexuelle Kraft in spirituelle Kraft umgewandelt werden muss, wird hier die tibetische Tumo-Übung (innere Hitze) angewandt.
Vom normalen Geschlechtsverkehr her ist bekannt, dass entspanntes sexuelles Befriedigtsein mit einer Art wohliger Wärme / Hitze im Sexualbereich einhergeht.
Eine solche Art wohltuende Wärme / Hitze kennt die Frau auch bei der Menstruation, wenn menstruelle Beschwerden plötzlich von einer inneren Wärme- / Hitzewelle angenehm aufgelöst werden.
Möglicherweise sind die unangenehmen Hitzewallungen beim Klimakterium fehlgeleitetes Kundalini- / Tumo-Feuer?
Wärme und Liebe gehören zusammen.
Durch die selbstproduzierte Wärme / Hitze im Afterbereich erlischt die sexuelle Gier. Alle bisherigen sexuellen Phantasien verschwinden, ebenfalls die vielfältigen negativen Ausdrucksformen der Sexualität wie Sucht, Macht, Kontrolle, Besitz, usw... .
Die meditierende Person liebt sich bewusst selbst und fühlt sich ausgeglichen.
Vorsicht: Wer meint, nur „weißes“ Tantra üben zu müssen, weil er zum Beispiel aus partnerschaftlicher Enttäuschung heraus eine Art „Weltflucht“ betreibt, wird über kurz oder lang stolpern. Denn verdrängte, unterdrückte Sexualität rächt sich auf vielfältige Weise.
Zum Beispiel litten christliche Heilige nächtens oft unter grässlichen Versuchungen von Teufeln und Teufelinnen. Aus der Psychotherapie ist bekannt, dass diese teuflischen Versuchungen die eigenen verbotenen und unterdrückten Triebe und Wünsche sind.
3. „Rotes Tantra
Beim „roten“ Tantra wird die lusttötende Routine umgangen, indem kurz vor dem Orgasmus bzw. kurz vor dem Verströmen des Samens mit der sexuellen Reizung aufgehört und sich auf den After konzentriert wird.
Dadurch wird die Lustspannung gehalten. Diese Lustspannung ist ähnlich der Spannung beim ersten Verliebtsein.
Zwar bemühen sich die Partner gegenseitig bis kurz vor ihren Punkt-des-nicht-mehr-zurück-halten-könnens sexuell zu reizen, aber dann wird die Reizung gestoppt.
Die Partner brauchen mit der Zeit immer weniger sexuelle Bewegungen und sind dennoch unglaublich schnell in einem „Hoch“. Nämlich in einem Endorphin-Hoch. Endorphin = körpereigenes Rauschgift, Glückshormone.
Der Höhepunkt bzw. Gipfel sexueller Erregung wird „Klimax“ genannt. Das Wort „Klimax“ kommt aus dem griechischen und heißt „Himmelsleiter oder –treppe“ und hebt die innere Bedeutung der Sexualität als einen spirituellen Weg hervor.
In Malaysia wird die körperliche Liebe „nahe-bei-Gott-sein“ genannt.
Rotes Tantra ist allein, zu zweit, zu mehreren und auch gleichgeschlechtlich möglich.
Dadurch, dass sich die Partner gegenseitig bewusst Lust schenken und bald auch mit Phantasie und Einfühlungsvermögen versuchen, gegenseitig noch mehr Lustgenuss zu schaffen, entwickelt sich eine sehr tiefe Partnerschaft. Die vorher eventuell noch oberflächliche Beziehung mit ihren Egoismen verschwindet allmählich. Die bisherige Gefühls- und Verstandeswelt „erweitert“ sich. Neues Verstehen und neues Erleben nimmt Platz.
Jetzt bekommt das „Liebe den nächsten wie dich selbst“ Sinn durch eigenes Erleben. Nämlich über die Basis der körperlichen Wonnen zu „höheren“ Empfindungen. Und man / frau hat wieder Zeit, viel Zeit für sich und das Wesentliche.
Damit der Mann im Anfang keine Hoden-Schmerzen bekommt, weil ihm das Verströmen des Samens fehlt, ist die Wärme im Afterbereich wichtig.
Wer erlebt hat, welcher Energieverlust durch Orgasmus bzw. Samenverströmen entsteht, wird ziemlich schnell die Praxis des „roten“ Tantras schätzen.
Das rote Tantra des Ostens ist im Westen ab und an auch unter dem Namen „Karezza“ bekannt.
Das „rote“ Tantra ist deshalb „rot“, weil es während der Menstruation gefeiert wird. Ideal zur Vollmondzeit.
Das Unterbewusstsein der Frau kann die Menstruationszeit tatsächlich leicht auf Vollmond festlegen.
Sollte sich eine Gruppe aufgeschlossener Menschen finden, kann der „rote“ Vollmond gefeiert werden. Frauen, die keine Menstruation mehr haben, können selbstverständlich vollwertig mitfeiern.
Die alten Kulturvölker pflegten sehr sinnenfreudige, sexuell betonte Fruchtbarkeitsriten zu Ehren ihrer Gottheit, die in rauschhaften Orgien gipfelte.
Das Wort „Orgie“ aus dem griechischen bedeutet „heilige Handlung, Gottesdienst, Opferzeremonie“; nahe verwandt mit dem griechischen Wort orgasio: „anschwellen“ vor heftiger Lust, Freude (Erweiterung des Aura-Feldes, so wie ein Ballon bis zum Platzen aufgeblasen wird) oder „bersten“; nämlich eine Erfahrung von solch intensiver Erregung, dass das Ego für kurze Zeit zersplittert ist, in einem namenlos-ungeformten Zustand.
Ausblick:
Viele Frauen scheuen aus ihrer Erziehung heraus rotes Tantra.
Wenn Sexualität, dann nur verbunden mit Zuneigung bzw. Liebe und Treue zum Partner.
Diese Zuneigung / Liebe hat ihren biologischen Sinn im instinktiven Auswählen der Qualität Mann, der ihr beim Austragen und Ernähren des Nachwuchses bestmögliche Sicherheit und Geborgenheit bieten kann. Mehr nicht.
Deshalb sind die meisten Ehescheidungen im vierten Ehejahr. Jetzt ist das Kind aus dem Gröbsten heraus. Die Frau kann sich nach einem anderen, besseren Partner umschauen.
Der Gedanke an „ewige“ Liebe und Treue ist genetisch nicht festgelegt, sondern aufgepfropfte patriarchalische Moral.
Im Matriarchat hatte die Frau die vollkommene eigene Verfügung über ihre Sexualität, über Partnerschaftswahl (auch wechselnde), mögliche Schwangerschaft oder Abbruch, das Neugeborene an die Brust zu nehmen und damit als vollwertigen Menschen anzuerkennen oder bei Missgeburt oder zu viel Kindern sofort auszusetzen.
Im Patriarchat dagegen ist die Frau Besitz des Mannes. Erst vor wenigen Jahrzehnten in Deutschland mühsam per Gesetz als gleichberechtigte Partnerin anerkannt und immer noch in vielen Lebensbereichen nach wie vor benachteiligt.
Trotz gleicher Arbeit bis zu 35 % weniger Lohn.
Sich sittsam und gutbürgerlich anzupassen gemäß patriarchalischer Norm wird oftmals mit menstruellen Beschwerden und sonstigen Disharmonien bezahlt, mit Schmerzen und Verlust.
In den geheimen Phantasien und Träumen sieht das Thema Sexualität aber ganz anders aus.
Zuneigung bzw. an jemanden hängen, wird zwar allgemein als „Liebe“ betrachtet, wird aber überwiegend aus bewussten und unbewussten egoistischen Quellen gespeist (daher auch die vielen Liebesenttäuschungen) und hat mit der erstrebenswerten ego-losen Liebe, der spirituellen Kraft (liebevolle Güte, handelndes Mitleid, allzufassender Gleichmut) nichts zu tun.
Das müssen wir mehr oder weniger erst lernen.
Frage:
Wird der richtige Mann für das gemeinsame Kind gesucht oder geht es um die gemeinsame Entwicklung zum seelisch-geistigen reifen, erwachsenen Menschen, der endlich in sich Frieden findet?
In der praktischen Tantra / Kundalini / Schatzkammer-Meditation wird es so sein:
Ideal ist das weisse Tantra.
Weil die sexuelle Spannung manchmal sehr kräftig ist, wird rotes Tantra gewünscht. Findet sich ein Paar oder mehrere, wird tatsächlich rotes Tantra praktiziert.
Dabei kommt es auch mal zu schwarzem Tantra, denn bei den gewaltigen sexuellen Spannungen immer seine Grenze finden und halten zu können, das ist harte Arbeit / Übung.
Wichtig:
Keine Frau und kein Mann ist zu irgendwelchen sexuellen Handlungen verpflichtet oder gezwungen. Rotes Tantra kann sich nur in gemeinsamer Harmonie entwickeln.
So reizvoll das sexuelle Geschehen beim roten Tantra auch immer sein mag,
das ist nicht das Endziel.
Letztlich wird es im Tantra eine gesunde Mischung von wenig „schwarzem“, mehr „rotem“ und vielem „weißen“ Tantra sein, bis der Mensch seine „religo“ entwickelt hat und endlich seelisch-geistig erwachsen geworden ist.
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Schatzkammer-Meditation
Hans-Jürgen Langenhan
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